Produktentwicklungsprozess aufgeschlüsselt in drei Schritten

Der Produktentwicklungsprozess für Lebensmittel kann sehr komplex sein und bedarf sorgfältiger Planung, Marktforschung und eines tiefen Verständnis für das Zielpublikum.

Es bedarf aber auch Kreativität: Sie wollen nicht nur etwas Einzigartiges entwickeln, das den Marktbedarf sättigt, sondern auch darüber nachdenken, wie Sie eine neue Lebensmittelkategorie oder Unterkategorie entwickeln können.

Dieser Artikel schlüsselt die drei wichtigsten Schritte in der Entwicklung von Lebensmitteln auf – und das mit einem gewissen Etwas. Wir wollen nicht die alte Leier wiederholen. Wir möchten Sie mit den Tools ausstatten, die Sie benötigen, um die Welt zu prägen, Ihre Branche zu ändern (oder etwas Neues zu erfinden) und einen anderen Ansatz zu verfolgen.

1. Screening

Im Produktentwicklungszyklus von Lebensmitteln kann das Screening traditionell als der Prozess der Bewertung der verschiedenen Faktoren betrachtet werden, die bei der Entwicklung eines neuen Lebensmittels eine Rolle spielen. Dieser wichtige Schritt im Entwicklungsprozess umfasst die Analyse von Faktoren wie Lebensmittelart, Zielpublikum, potenzieller Nutzen, Marktgröße etc.

Konzeptentwicklung

Der erste Schritt in der Produktentwicklung ist die Konzeptentwicklungsphase. Diese Phase umfasst Brainstorming und Ideenfindung zum Zusammentragen neuer Ideen für ein neues Lebensmittel. An dieser Stelle machen Sie sich Gedanken über Ihr Zielpublikum, Ihre Mitbewerber, Markttrends und Machbarkeit.

Eine Anmerkung zu Mitbewerbern: Wenn Sie an einer neuen Kategorie arbeiten, gibt es nahezu keine Mitbewerber. Sie erstellen eine Kategorie, in der Sie dominieren!

Machen Sie sich auch Gedanken darüber, welche Art von Lebensmittel Sie entwickeln möchten. Vielleicht entscheiden Sie sich, einen neuen Snack oder ein neues Getränk zu entwickeln oder Sie optimieren ein bestehendes Produkt indem Sie neue Geschmackssorten oder Zutaten hinzufügen.

Marktforschung

Die meisten Ratgeber zur Forschung am Lebensmittelmarktwerden Sie anweisen, eine traditionelle Marktforschung durchzuführen, inklusive Zielmarktanalyse, geografische Analyse, Preisanalyse, Wettbewerbsanalyse, SWOT-Analyse und regulatorische Analyse.

Wir sind der Meinung, dass die Durchführung einer solchen Marktanalyse wichtig ist, möchten dem jedoch einen zusätzlichen Schritt hinzufügen: Kategorienanalyse.

Kategorienanalyse

Wenn Sie Ihren Zielmarkt analysieren, sollten Sie sich über die Kundensegmente Gedanken machen, deren Bedürfnisse vom aktuellen Angebot vielleicht noch nicht abgedeckt werden.

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel im Sport ist eine stark etablierte Kategorie. GNC wurde eigens gegründet, um Body-Builder, Läufer und all jene, die abnehmen wollen, mit Sport-Ergänzungsmittel zu versorgen.

Aber es gab kein Ergänzungsmittel für Läufer, die schon vor Sonnenaufgang durchstarten wollen, um in den frühen Morgenstunden einen zusätzlichen Energieschub zu erhalten.

Natürlich gab es auch schon Nahrungsergänzungsmittel für Läufer, die einen schnellen Kohlenhydratboost brauchten, wenn sie bei Kilometer 18 ihres 23-Kilometer-Laufs einen Energieschub brauchten.

Es gab jedoch keine Produkte für Frühaufsteher. Kaffee war die einzige Alternative.

Doch das änderte sich, als der Unternehmer Hami Mahani aus Wilmington, Delaware, der selbst begeisterter Läufer ist, die Idee hatte, sich mit seinem neuen Nahrungsergänzungsmittel 6AM RUN auf dieses „vernachlässigte” Marktsegment zu konzentrieren.

Mahani sah, dass der Bedarf nicht gedeckt war, (es war von Vorteil, dass er sich zufällig in seinem eigenen Zielmarkt befand, sodass er im Wesentlichen sein eigenes Bedürfnis befriedigen konnte) und nahm sich dessen an.

Man könnte also sagen, dass 6AM RUN die Unterkategorie Ergänzungsmittel für Läufe früh am Morgen erfunden hat.

Die Quintessenz ist, dass Sie Ihren Markt mit dem Ziel erforschen sollten, eine neue Kategorie zu schaffen, die ein unbefriedigtes Bedürfnis befriedigt und nicht nur ein neues Produkt auf einem bestehenden Markt zu entwickeln.

2. Verbrauchertests

Die nächste Phase im Entwicklungsprozess sind Tests an Verbrauchern. Auch hier handelt es sich um Verbrauchertests mit einem gewissen Etwas.

Der traditionelle Ansatz sieht wie folgt aus: Fokusgruppen, Machbarkeitstests, Prototyping und Testmarketing. All diese Schritte spielen eine wichtige Rolle im Testprozess.

Aber wir möchten, dass Sie diesen Prozess nicht wie traditionelle Marken betrachten, sondern wie ein Softwareunternehmen, das die Marktnachfrage testet. Dies wird oft als „Lean Product Development” bezeichnet – ein Konzept, das von Eric Rise in seinem Buch The Lean Startup vorgestellt wurde.

Es gibt drei großartige Lean- (manchmal auch „agile” genannt) Methoden zur Entwicklung von Lebensmittelprodukten:

Testen am Bauernmarkt

Bringen Sie Ihren Prototyp mit auf den Bauernmarkt (er ist nicht mehr ausschließlich für den Verkauf von Erzeugnissen gedacht). Genau das tat Brittan Browning von Gilmer Farms mit ihrer neuen Marmelade, da sie überzeugt war, dass ihr Produkt mit großen Marken in den Supermarktregalen mithalten kann.

Denselben Ansatz verfolgte auch Natasha Sidhu, Gründerin von Wagging Companions, einem Hersteller von Hundeleckerlis.

Natasha wurde von einer Non-Profit-Rettungsorganisation kontaktiert. „Sie erzählten mir von einem geplanten Outdoor-Markt, der in einem Hundepark stattfinden sollte. Zu dem Zeitpunkt verkauften wir unsere Produkte nur an Freunde und Familie. Ich stimmte der Teilnahme an der Veranstaltung zu und sie sagten mir, ich sollte ein paar Produkte mit Branding mitbringen.”

Befragen der Community

Starten Sie in einer Community, in der Sie potenzielle Kunden sammeln können (oder treten Sie einer bei und interagieren Sie). Sie könnten eine Facebook-Gruppe gründen oder Abonnenten für einen Newsletter gewinnen.

Fragen Sie Ihre Community, ob sie frühe Versionen Ihres Produkts ausprobieren möchten. Diejenigen, die ihre Hand hier erheben, werden zu „Superconsumern”. Ihre Superconsumer sind Ihre Testkunden, Ihre größten Befürwörter, und werden sich scheuen, Ihnen ihre Meinung zu Ihrem neuen Produkt zu sagen!

Eine Party veranstalten

Sie können diese Idee aus der Restaurantindustrie entlehnen. Testen Sie Ihre Idee bei einer Hausparty.

Laden Sie Familie und Freunde ein, bitten Sie sie jedoch, Fremde einzuladen, um objektives Feedback zu erhalten. Schicken Sie nach der Party eine Umfrage aus, um objektives Feedback zu erhalten.

3. Vermarktung

Der letzte Schritt in diesem Prozess ist die Vermarktung. Wie vermarkten Sie Ihr Produkt oder welche Strategie verfolgen Sie?

An dieser Stelle sollten Sie sich vor allem Gedanken über Ihr Zielpublikum machen. Sind Millennials und Generation Z vorwiegend Ihr Zielpublikum? Alle, die diesen Generationen angehören, sind „Digital Natives”. Folglich sollten Sie eine digitale Marketingstrategie verfolgen und diese möglicherweise durch eine physische Komponente verstärken.

Digitales Marketing

Nutzen Sie soziale Medien und SEO, um den Verkehr auf Ihre Webseite zu lenken. Aktuell ist Instagram bestens für aufstrebende Marken geeignet. Die bildfreundliche Plattform kann Ihre Kreativität freisetzen und ermöglicht es Ihnen, Ihr Produkt in lebendigen Farben zu zeigen.

Und nichts eignet sich besser als Instagram-Reels und Stories, um Ihre neue Kategorie zu bewerben. Vermarkten Sie Ihre neue Kategorie, die Sie erfunden haben, anstatt nur Ihr Produkt zu vermarkten.

Onlineshop

Richten Sie mit Shopify, Square oder dem Woocommerce-Plugin für WordPress einen attraktiven Onlineshop ein. Sorgen Sie dafür, dass man sich gut zurechtfindet.

Persönliche Werbung

Sie können ganz klassisch einen Stand in einem Supermarkt bei der Lebensmittelabteilung aufstellen und Verkostungen machen.

Sie können aber auch eine Werbetour in mehreren Städten organisieren und Ihr Produkt in Pop-up-Stores und bei Events in Retail-Outlets präsentieren.

Herausforderung bei der Produktentwicklung

Die Herstellung von Lebensmitteln ist mit verschiedenen Herausforderungen verbunden. Zu diesen gehören:

Lebensmittelsicherheit und Qualitätskontrolle

Eine der größten Herausforderungen bei der Herstellung von Lebensmitteln ist das Sicherstellen, dass das Produkt sicher und hochwertig ist. Dazu gehört die Einhaltung angemessener Hygienestandards, Gewährleistung einer ordnungsmäßigen Verarbeitung und Verpackung und das Umsetzen von effektiven Kontrollmaßnahmen zur Erkennung und Beseitigung von kontaminierten oder fehlerhaften Produkten.

Verwaltung der Lieferkette

Die Lebensmittelproduktion umfasst eine komplexe Lieferkette, die die Beschaffung von Rohmaterialien, den Transport, die Lagerung und den Vertrieb umfasst. Die effektive Verwaltung dieser Lieferkette kann eine Herausforderung darstellen insbesondere wenn es um verderbliche Lebensmittel geht, die sorgfältig gehandhabt und überwacht werden müssen.

Einhaltung der Gesetze

Die Lebensmittelherstellungsbranche unterliegt zahlreichen Vorschriften und Normen in Bezug auf Lebensmittelsicherheit, Kennzeichnung und Umweltauswirkungen. Die Einhaltung dieser Vorschriften kann zeitintensiv und kostspielig sein und die Nichteinhaltung kann zu rechtlichen und finanziellen Strafen führen.

Kostenkontrolle

Die Lebensmittelproduktion unterliegt häufig schwankenden Preisen für Rohmaterialien, einer schwankenden Nachfrage und unvorhersehbaren Wetterbedingungen, was die Kostenkontrolle erschweren kann. Die Unternehmen müssen ein Gleichgewicht zwischen der Notwendigkeit, die Qualität zu erhalten, und der Notwendigkeit, die Preise wettbewerbsfähig zu halten, finden.

Nachhaltigkeit

Die Lebensmittelherstellungsindustrie wirkt sich bedeutend auf die Umwelt aus und der Druck, mehr nachhaltige Praktiken einzuführen, wächst. Dadurch wird Müll reduziert, Wasser- und Energieverbrauch minimiert und Zutaten aus nachhaltigen Quellen bezogen. Es kann eine Herausforderung sein, diese Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und gleichzeitig die Rentabilität aufrechtzuerhalten.

Timeline für die Entwicklung neuer Produkte

Und schließlich: Was ist ein guter Zeitrahmen für die Entwicklung neuer Lebensmittelprodukte?

Im Iowa State University Food Product Development Lab Manual heißt es, dass die Timeline für die Entwicklung von Lebensmitteln von der Natur des Produkts abhängt. Um eine kurze Durchlaufzeit zu erreichen, entscheiden sich Unternehmen oft dafür, ein bestehendes Produkt zu erweitern, z. B. indem Sie eine neue Geschmackssorte entwickeln. Das gelingt für gewöhnlich in 3–6 Monaten.

In einer durchschnittlichen Timeline von 6 Monaten bis 1 Jahr kann ein neues Produkt mithilfe von bestehendem Equipment gefertigt werden. Ein Beispiel dafür wäre eine neue Müsliart.

Die längste Timeline, d. h. 1–3 Jahre, benötigen brandneue Produkte, die schwer herzustellen sind oder für die man neues Equipment entwickeln oder kaufen muss. Beispiele für solche Produkte sind besonders geformte Snacks und pflanzliche Fleischalternativen.

Zudem kann die Entwicklung neuer Zutaten aufgrund von rechtlichen und vertrieblichen Hürden oft länger dauern als die Entwicklung eines fertigen Produkts. Die Unternehmen müssen sich in dem komplexen rechtlichen Umfeld zurechtfinden und Einzelhändler und Verbraucher davon überzeugen, die neue Zutat anzunehmen. Folglich kann die Entwicklung neuer Zutaten länger dauern als die Entwicklung eines fertigen Produkts.

Man sollte jedoch die Empfehlungen mit Vorsicht genießen. Ihne Vorschläge scheinen eher für größere Marken geeignet. Wenn Sie sich entscheiden, die „Lean Startup”-Mentalität zu verfolgen, können Sie die Timelines verkürzen.

Schlussfolgerung

Wir möchten Ihnen einen guten Ausgangspunkt für die Entwicklung eines neuen Produkts bieten, indem wir traditionelle Methoden mit neuen Strategien mit digitalem Fokus kombinieren.

Uns ist es besonders wichtig, dass Sie die Bedeutung der Gestaltung einer neuen Kategorie berücksichtigen. Wenn Ihnen das gelingt, können Sie einen Marktanteil von 76 % in Ihrem neuen Marktbereich gewinnen. Das ist kein schlechtes Ergebnis!